Die Kraft der Meditation
Autorin: Indu Sandhu, Yoga- und Ayurveda-Praktikerin
"Meditation ist ein kontinuierlicher Fluss der Wahrnehmung oder der Gedanken, wie der Fluss des Wassers in einem Fluss." Swami Vishnu Dayanand
Ayurveda ist ein 5.000 Jahre altes System der Naturmedizin aus Indien. Die Schnittstelle von Yoga und Ayurveda ist die Grundlage sowohl der vedischen Medizin als auch der vedischen Wissenschaft des Bewusstseins, die schon immer zusammengehörten.
Laut den alten ayurvedischen Texten ist einer der acht Hauptzweige des Ayurveda die geistige Gesundheit.
Stress ist inzwischen als eine der Hauptursachen für viele psychische Probleme bekannt. Neben Stress sind schlechte Ernährung, Bewegungsmangel, ungesunde Gewohnheiten und unzureichende Erholung weitere Risikofaktoren für die Entwicklung (oder Verschlimmerung) von psychischen Problemen. In den modernen Gesundheitssystemen fehlt es an wirksamen Methoden zur Stressreduzierung und an Möglichkeiten, die Patienten zu motivieren, ihre Ernährung zu verbessern, sich mehr zu bewegen und auszuruhen und ungesunde Gewohnheiten abzubauen. Da ungesunde Gewohnheiten oft Versuche sind, mit Stress fertig zu werden, erfordert der Stressabbau oft die Fähigkeit, gesündere Lebensentscheidungen zu treffen.
Bewusst oder unbewusst sind wir alle auf der Suche nach dem inneren Frieden, den die Meditation bringt. Jeder von uns hat seine eigenen Methoden, diesen Frieden zu finden, seine eigenen meditativen Gewohnheiten - von der alten Dame, die am Feuer strickt, bis hin zum Bootsführer, der einen Nachmittag am Fluss verbringt und dabei das Verstreichen der Zeit vergisst. Denn wenn unsere Aufmerksamkeit voll beschäftigt ist, wird der Geist still; wenn es uns gelingt, unsere Gedanken auf ein Objekt zu beschränken, hört das unaufhörliche innere Geplapper auf. Die Zufriedenheit, die man empfindet, wenn der Geist vertieft ist, rührt oft weniger von der Tätigkeit selbst her als von der Tatsache, dass in der Konzentration unsere Sorgen und Probleme vergessen werden.
Aber diese Aktivitäten können nur ein kurzes Intermezzo des Friedens bringen. Sobald der Geist wieder abgelenkt ist, kehrt er zu seiner normalen Routine des ziellosen Umherwanderns zurück - er vergeudet seine Energie mit Gedanken an die Vergangenheit oder Träumen von der Zukunft und weicht immer wieder dem eigentlichen Thema aus.
Meditation ist die Praxis, bei der der Geist ständig beobachtet wird. Es bedeutet, den Geist auf einen Punkt zu fokussieren, den Geist zur Ruhe zu bringen. Indem man die Wellen der Gedanken anhält, kann man die Ruhe entdecken, die im Inneren liegt. Aufgrund der engen Verbindung zwischen Geist und Körper wird unser Körper sehr entspannt, wenn unser Geist das Feld der Aktivität transzendiert. Die Forschung zeigt, dass während dieser tiefen Ruhe unser Stoffwechsel auf ein Niveau sinkt, das viel tiefer ist als das, was man normalerweise im Schlaf erlebt. Es ist diese tiefe Ruhe, sowohl für den Geist als auch für den Körper, die es ermöglicht, tief verwurzelten Stress und Müdigkeit abzubauen. Aus diesem Grund fördert die Meditation zusammen mit den anderen ayurvedischen Praktiken die Selbstreparaturmechanismen des Körper-Geist-Systems erheblich. Wissenschaftliche Untersuchungen weisen darauf hin, dass diese Selbstreparatur sogar auf der Ebene unserer DNA stattfindet, was die ganzheitlichen Vorteile im Bereich der geistigen Gesundheit erklären könnte.
Die moderne Psychiatrie befasst sich mit den mentalen, verhaltensbezogenen und biochemischen Ebenen des individuellen Ungleichgewichts und bietet einen Mechanismus zur Behebung des Ungleichgewichts. Aus der Sicht des Ayurveda muss man jedoch, um ein wirklich gesundes Individuum zu sein, auch regelmäßig die tiefe Stille erfahren, die sich an der Quelle des Denkens befindet, indem man das Denken "transzendiert". Was wir erleben, womit wir uns identifizieren, spiegeln wir in unserem eigenen Selbstbewusstsein wider. Moderne Behandlungsmethoden verfügen nicht über eine systematische Technik, um diesen subtilen und essentiellen Bewusstseinszustand zu erfahren, und sind daher in ihrer Fähigkeit, ihre Ziele zu erreichen, möglicherweise begrenzt. Die tiefste Ebene unseres Bewusstseins - in den alten vedischen Texten als reines Bewusstsein bezeichnet - ist ein Zustand der ruhigen Wachheit. Wenn wir diesen einzigartigen Zustand regelmäßig erfahren, können die Selbstreparaturmechanismen unseres Körpers am effizientesten arbeiten.